Ein Großteil aller gängigen Blockchain-Anwendungen operiert auf der Blockchain Ethereum – so auch digitale Assets wie das mit Unterstützung von Chartered Investment emittierte digitale Wertpapier Z Square. im September 2022 hat Ethereum endlich das von der Krypto-Community mit Spannung erwartete Update auf die sogenannte Version „Ethereum 2.0“ realisiert. Die Neuerung birgt einige entscheidende Vorteile. David Eckner, Counsel bei Chartered Investment erklärt, was genau es mit dem Ethereum-Merge auf sich hat und was er für Krypto-Assets wie Z Square bedeutet.
Herr Eckner, am 15. September wurde ein wichtiger Schritt für das lang erwartete und immer wieder aufgeschobene Upgrade der Blockchain Ethereum auf Ethereum 2.0 realisiert. Dabei wurde die Haupt-Blockchain von Ethereum mit der sogenannten Beacon-Chain – einer Variante der Hauptchain – verschmolzen. Was genau ist da eigentlich passiert und vor allem: wirkt sich der Merge auch auf Assets auf der Ethereum-Blockchain aus – also zum Beispiel auf die von Chartered Investment angebotenen Krypto-Wertpapiere von Z Square?
David Eckner: Das Wichtigste vorab: für unsere Kunden hat der Ethereum-Merge keine unmittelbaren Auswirkungen. Denn das Produkt Z Square ist zwar über Ethereum tokenisiert – das heißt, Ethereum ist das zugrundeliegende Computerprotokoll, auf dem die digitalen Wertpapiere von Z Square eingeschrieben sind. Doch das Produkt selbst ist nicht mit dem Basiswert Ether oder ETH – das ist der Ethereum-eigene Coin, der auch an den Kryptobörsen gehandelt wird – exponiert.
Das heißt, der Kurs von Ether beziehungsweise ETH wurde durch den Merge durchaus beeinflusst?
Definitiv. Gleich nach dem Merge ist der ETH-Kurs um rund 8 Prozent gefallen – obwohl der Merge grundsätzlich als bullishes Ereignis wahrgenommen wurde. ETH sind ja, um ein vereinfachtes Beispiel zu bemühen, vergleichbar mit Aktien eines DAX-Konzerns. Gibt ein DAX-Unternehmen grundlegende Änderungen in der Strategie bekannt, hat das Auswirkungen auf den Wert der Aktie des Unternehmens. Genau das passiert auch mit den ETH von Ethereum. Assets hingegen, die auf Ethereum tokenisiert sind, nutzen die Blockchain von Ethereum lediglich als technische Grundlage für ihre eigenen Zwecke. Darüber hinaus haben Assets wie Z Square nichts mit Ethereum zu tun. Wie der Name schon sagt, werden die Z-Square-Securities nicht von Ethereum ausgegeben, sondern von dem israelischen Medizintechnik-Unternehmen Z Square.
Fangen wir noch einmal vorne an: Was genau ist bei dem Ethereum-Merge eigentlich passiert?
Bei dem Merge selbst wurde die sogenannte „Beacon-Chain“, eine Art Abspaltung von der Ethereum-Hauptchain, die bereits nach dem neuen Proof-of-Stake-Verfahren funktionierte, mit der Hauptchain verschmolzen – deshalb die Verwendung der Bezeichnung „Merge“, also des englischen Wortes für „Verschmelzung“. Bei dem Merge wurde das Proof-of-Stake-Verfahren endlich auch auf die Ethereum-Hauptchain übertragen – ein Schritt, der schon seit Monaten geplant gewesen und immer wieder verschoben worden war. Sinn der Sache ist, dass Proof of Stake deutlich energiesparender und auch technisch effizienter ist als das bisher auf Ethereum verwendete Proof-of-Work-Verfahren.
Könnten Sie noch einmal in aller Kürze den Unterschied zwischen Proof of Work und Proof of Stake erklären?
Proof of Work und Proof of Stake sind sogenannte „Validierungsverfahren“ für Blockchains. Computerprotokolle, wie die Blockchain – aber beispielsweise auch unser Internet – dienen dazu, dass Nutzer darüber Informationen oder eben auch Geld oder Krypto-Assets austauschen können. Jede dieser Transaktionen muss validiert – also überprüft und bestätigt – werden. Während das im Internet über zentrale Server passiert, regeln Blockchain-Protokolle das dezentral. Dafür gibt es verschiedene Validierungsverfahren. Die dezentralste Methode ist Proof of Work. Dabei müssen die sogenannten „Miner“ quasi um die Wette komplizierte Rechenaufgaben lösen, deren Ergebnis einem bestimmten Zahlenwert – dem Hashwert des jeweiligen Blocks – entspricht. Der Hashwert wird benötigt, um den Block – also die gesammelten Transaktionen der User im Netzwerk– zu validieren und in die Blockchain einzufügen. Nur leider verbraucht dieses Verfahren extrem viel Energie und ist zudem nur begrenzt skalierbar. Mit dem Umstieg auf Proof of Stake spart Ethereum insgesamt 99 Prozent des vorherigen Energieverbrauchs ein – die Blockchain-Technologie wird endlich nachhaltiger. Ein schönes Bild, was zur Veranschaulichung gerne verwendet wird, lautet: Früher verbrauchte Ethereum so viel Strom wie ganz Österreich, heute noch so viel wie ein Dorf in Mittelhessen.
Trotzdem halten einige User an dem alten Proof-of-Stake-Verfahren fest…
Der Vorteil von Proof of Stake ist seine Dezentralität: jeder, der über das nötige Equipment und ausreichend Rechenleistung verfügt, kann zum „Miner“ werden und sich so an der Validierung von Transaktionen auf der Blockchain beteiligen. Bei Ethereum hängt das im Grunde vom Vermögen ab: wer Validator auf Ethereum werden will, muss einen Stake – also eine Art Kaution – von mindestens 32 ETH hinterlegen – das entspricht fast 61.000 USD. Zusätzlich bestimmt ein Zufallsalgorithmus, welcher Validator den nächsten Block in die Blockchain einfügen darf. Dieser Algorithmus gewichtet Validatoren mit größerem Stake höher als andere. Das heißt, je mehr Ether ich besitze und folglich hinterlegen kann, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ich ausgewählt werde. Deshalb halten einige an der alten Ethereum-Version und Proof of Work fest. Und unter anderem deshalb ist derzeit auch eine Hard Fork in der Diskussion. Das würde bedeuten, dass die überarbeitete Version des Ethereum-Protokolls, also Ethereum 2.0 als alleiniges Ethereum-Protokoll weiterbesteht. Sämtliche Netzwerk-Nutzer wären dann gezwungen, ein entsprechendes Update durchzuführen.
Aber auch eine Hard Fork hätte keinerlei Auswirkungen auf Assets wie Z Square – oder?
Grundsätzlich nicht. Wie schon gesagt: Ethereum bildet lediglich die technische Grundlage zur Tokenisierung von Wertpapieren. Auf Grundlage der Ethereum-Blockchain ist die Digitalisierung von Wertpapieren technisch möglich, weil sie unter anderem die nötigen Sicherheitsstandards erfüllt. Das Update der Blockchain hat grundsätzlich keinerlei Einfluss auf die Produkte, die diese Technologie für ihre Zwecke nutzen.
David Eckner ist Counsel bei Chartered Investment. Er ist Experte für Finanzmarktaufsichtsrecht, Digital Finance, einschließlich Kryptowertpapierrecht, und Sustainability.